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Gezeiten in Hamburg

Es ist der Mond, der dafür sorgt, dass es Ebbe und Flut in den Meeren gibt. Die Wassermenge im Meer verändert sich dabei natürlich nicht – das Wasser ist, hauptsächlich durch die Anziehungskraft des Mondes, einfach in Bewegung.

Als Ebbe wird die Zeit zwischen Hoch- und Niedrigwasser bezeichnet, als Flut dementsprechend die Zeit zwischen Niedrig- und Hochwasser. Das Phänomen heißt „Gezeiten“; im Niederdeutschen wird es auch „Tide“ genannt. Aus dem Unterschied zwischen dem Wasserstand bei Ebbe und bei Flut ergibt sich der Tidenhu.

Pro Tag gibt es zweimal Ebbe und Flut. Eine Tide dauert etwas mehr als sechs Stunden, Ebbe und Flut zusammen ca. 12 Stunden und 25 Minuten. Da der Tag aber nur 24 Stunden hat, verschiebt sich die Zeit für Ebbe und Flut jeden Tag um fast eine Stunde. Das liegt daran, dass der Weg des Mondes um die Erde länger dauert als eine Drehung der Erde um sich selbst. Flut entsteht auf dem Erdball nicht nur an jenen Orten, die gerade die geringste Entfernung zum Mond haben, sondern auch an den Orten, die zur selben Zeit am weitesten vom Mond entfernt sind. 

Große Flüsse stehen ebenfalls unter dem Einfluss der Gezeiten. Das gilt auch für die Elbe: Obwohl es von Hamburg aus noch 80 Kilometer bis zur Mündung der Elbe in die Nordsee sind, sind Ebbe und Flut in der Stadt sichtbar. 

Die Kraft der Sonne ist bei den Gezeiten geringer als die des Mondes. Wirken die beiden allerdings zusammen und bewegen das Wasser in die gleiche Richtung, entsteht eine besonders starke Flut – die Springflut. Dies passiert, wenn Sonne und Mond in einer Linie zueinander stehen. Der gegenläufige Prozess heißt Nippflut: Bewegen Sonne und Mond das Wasser in unterschiedliche Richtungen, entsteht ein ausgleichender Prozess und die Flut ist weniger stark. Hierbei stehen Sonne und Mond im rechten Winkel zueinander.

Neben Mond und Sonne beeinflusst auch der Wind die Tide. Kommt zu einer Springflut ein starker auflandiger Wind hinzu, entsteht Sturmflut. Eine Sturmflut geht oft mit Überschwemmungen einher und kann katastrophale Folgen haben.

In der Nacht vom 16. zum 17. Februar 1962 ereignete sich die stärkste Sturmflut der vergangenen Jahrzehnte. Die ankommenden Wassermassen ließen Deiche brechen und überraschten die Einwohner Hamburgs im Schlaf. 315 Menschen starben, etwa 20.000 mussten evakuiert werden. Auch Kaltehofe wurde überschwemmt. Zu dieser Zeit war die Anlage noch in Betrieb und Teil der Trinkwasserversorgung Hamburgs. Für die Stadt stellte die Überflutung eine große Herausforderung dar. Es waren Notchlorungen und Notverrohrungen notwendig, um die Versorgung der Haushalte mit sauberem Wasser zu gewährleisten. 

Eine Folge der Sturmflut war der Bau des Sperrwerks Billwerder Bucht. Wo vorher eine Brücke war, wurde nun der Hochwasserschutz ausgebaut. Anfang der 2000er Jahre wurde das Sperrwerk aufwendig erneuert und erweitert. Während die Tore des Sperrwerks in der Regel geöffnet sind (oberes Bild), werden sie bei Hochwasser geschlossen und schützen so die Billwerder Bucht vor Überschwemmungen (unteres Bild).

Durch dem Einfluss der Gezeiten ist auch ein ganz besonderes Feuchtbiotop am Rande von Kaltehofe entstanden: das Süßwasserwatt im Holzhafen.