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12. Die Schieberhäuschen auf Kaltehofe

Die vielen kleinen Türmchen sind nicht zu übersehen wenn man über das Gelände spaziert oder mit dem Fahrrad auf dem Elberadweg unterwegs ist. Was zusammen mit der Villa aussieht wie eine Märchenlandschaft hatte einen ganz praktischen Nutzen. An jedem Filterbecken standen zwei dieser Türmchen, jeweils an der kurzen Seite. Durch ein Ventil im Häuschen auf der einen Seite floss das zu reinigende Wasser in das Becken. In dem Häuschen auf der anderen Seite befand sich ein Schieber durch den das dann gereinigte Wasser wieder abfließen konnte. Von diesem Schieber hat das Türmchen auch seinen eigentlichen Namen: Schieberhäuschen.

Das auf der Billwerder Insel vorgereinigte Wasser floss über eine Leitung nach Kaltehofe. Die Becken und Schieberhäuschen bildeten eine Filterstraße. In den Schieberhäuschen gab es Wärter, die die Ventile bedienten und damit dafür sorgten, dass es immer einen ausreichenden Wasserstand in den Becken gab. Wenn das Wasser nun in die Becken floss, sickerte es langsam durch den darin befindlichen Sandfilter.

Eine 1,60 m dicke Filterschicht bestehend aus zunächst Sand, dann im gröber werdenden Kies und schließlich Steinen. In diesem Filter blieben die Schmutzstoffe aus dem Wasser hängen. Zudem entwickelten sich auf dem Filter Mikroorganismen die eine so genannte Filterhaut bildeten. Durch die Filterhaut wurden andere, möglicherweise schädliche, Mikroorganismen abgetötet. Am Boden der Becken befanden sich kleine Kanäle die zum Schieber, also zum Ausgang aus dem Becken, führten. Von dort aus ging es für das gereinigte Wasser dann weiter über ein Rohr, einen sogenannten Düker, zu den Pumpen und dem Steigrohrturm in Rothenburgsort. Von hier aus wurden die Hamburgerinnen und Hamburger dann mit sauberem Trinkwasser versorgt.

Das Wasser kam ursprünglich aus der Elbe, aber die Wasserqualität wurde durch die Industrialisierung immer schlechter. Ab 1964 wurde ausschließlich Grundwasser genutzt. 1990 schloss Kaltehofe als Filtrierwerk seine Pforten. Eine offene Filtration war störanfällig und kostenintensiv und durch andere Wasserwerke war man auf Kaltehofe zur Wasserversorgung nicht mehr angewiesen.

Die Schieberhäuschen hatten die Aufgabe Mensch und Technik vor der Witterung zu schützen. Regen, Wind, Kälte und Sonne erschwerten die Arbeitsbedingungen auf der Insel. Auch heute ist man bei einem Besuch auf Kaltehofe noch gut beraten sich auf jedes Wetter vorzubereiten, da das Gelände selbst kaum Schutz bietet. Drei der Schieberhäuschen sind für Besucherinnen und Besucher zugänglich und können zu den Öffnungszeiten des Geländes besucht werden.

Download der Tafel als PDF (Seite 2 gibt einen Einblick in ein Schieberhäuschen)

Für weitere Informationen empfehlen wir unsere Führungen über das Industriedenkmal.

Fotohinweis: Die Querschnitte stammen aus: Otto Schertel: Wasserversorgung, in: Architekten- und Ingenieurverein Hamburg e.V (Hrsg.): Hamburg und seine Bauten, Hamburg 1914.