Die Stadtwasserkunst Kaltehofe ist als ehemaliges Wasserwerk ein zentraler Ort der Hamburger historischen Wasserversorgung.
Hier wurde ab 1893 Elbwasser filtriert und die Stadt mit sauberem, hygienisch einwandfreiem Wasser beliefert.
Bevor das Wasserwerk Kaltehofe eröffnet wurde, hatten die Hamburgerinnen und Hamburger ihr Wasser 35 Jahre lang von der Stadtwasserkunst Rothenburgsort – nicht weit von Kaltehofe entfernt – erhalten. Das Problem: Hier war das Elbwasser weder filtriert noch anderweitig behandelt worden. Dabei leben im Wasser nicht nur Fische und Pflanzen, sondern auch unzählige Mikroorganismen – etwa Bakterien. Einige von ihnen können für Menschen gefährlich sein, da sie zu Krankheiten wie Typhus oder Cholera führen. Trinken Menschen dann dieses verschmutzte Wasser, können sie sich mit den Krankheiten anstecken.
Filteranlagen reinigen verschmutztes Wasser zuverlässig. Das älteste Filtrierwerk Hamburgs befindet sich auf der Elbinsel Kaltehofe. Altona hatte zwar bereits eine Filtrationsanlage, gehörte damals aber noch nicht zur Stadt Hamburg.
Hamburg hat sich relativ spät zum Bau eines Filtrierwerkes entschieden.
Erst 1890 war Baubeginn auf Kaltehofe. Hierbei entstanden jene Filterbecken, die auch heute noch auf Kaltehofe besichtigt werden können.
Geplant war eine Bauzeit von vier Jahren für das umfangreiche Projekt. Mitten in der Bauphase jedoch, im August 1892, brach in Hamburg die Cholera aus. Aufgrund der schlechten hygienischen Bedingungen und mangels sauberen Trinkwassers endete sie für über 8000 Menschen tödlich. Die verheerende Epidemie führte die Dringlichkeit sauberen Trinkwassers vor Augen und beschleunigte so den Bau der Anlage. Das Wasserwerk Kaltehofe konnte dadurch bereits im Mai 1893 den Betrieb aufnehmen.
Jedes Filterbecken ist in sich eine Sandfilteranlage.
Das System auf Kaltehofe trägt die Bezeichnung „Offene Langsamsandfiltrationsanlage“. Das Wasser sickerte in den offenen Becken durch die Schichten aus Sand und Kies – die eigentliche Reinigung des Wassers erfolgte aber in der sogenannten Schmutzdecke, ein Biofilm, der sich auf der Sandschicht bildet.
Geschöpft wurde das Elbwasser an der Billwerder Insel. Dort wurde es zunächst durch Absetzbecken (Bild rechts) geleitet. Von der Billwerder Insel aus führte der Weg des Wassers nach Kaltehofe. Das gereinigte Wasser wurde unterirdisch zum Steigrohrturm in Rothenburgsort geleitet und von dort in die Stadt verteilt.
Zum ersten Mal hatte die Hamburger Bevölkerung nun Zugang zu sauberem Wasser.
Die Choleraepidemie von 1892 blieb der letzte große Ausbruch der Krankheit in Deutschland. Die Eröffnung Kaltehofes stellte damit einen Meilenstein in der Stadtgeschichte und in der Entwicklung Hamburgs zur modernen Großstadt dar. Der Status Kaltehofes als Industriedenkmal würdigt die Bedeutung der Anlage für die Hamburgerinnen und Hamburger und für die städtische Infrastruktur.
1990 wurde der Betrieb Kaltehofes eingestellt. 2011 öffnete Kaltehofe seine Pforten erneut: Es ist seitdem Lernort zur Geschichte der Wasserversorgung und zur Flora und Fauna auf der Elbinsel. Als Naturpark bietet Kaltehofe zudem viele Möglichkeiten der Erholung – innenstadtnah und kostenfrei.