Immer wieder hören wir, wie über Kaltehofe als ehemaliges Klärwerk gesprochen wird oder die Becken als Klärbecken bezeichnet werden. Dies ist nicht ganz korrekt. Zwar hatte Kaltehofe die Funktion Wasser zu reinigen, allerdings ausschließlich Elbe- und später Grundwasser um Trinkwasser zu gewinnen. Ein Klärwerk reinigt Abwasser, diese Funktion hatte Kaltehofe nie.
Abwasserentsorgung auf Kaltehofe
Es ist sogar so, dass die Villa gar nicht an das Abwassernetz der Stadt angeschlossen ist! Das entstehende Abwasser, zum Beispiel durch die Toiletten, muss aber natürlich auch gereinigt und entsorgt werden. Das funktioniert aber auf Kaltehofe anders, als in den meisten Haushalten. Auf dem Gelände der Stiftung wurde daher eine Pflanzenkläranlage gebaut. Diese ist so unauffällig und so gut versteckt, dass man sie nicht vermuten würde, gäbe es nicht eine Tafel die auf ihre Existenz und Funktion hinweist.
Fettabscheider
Geht man vom Parkplatz der Wasserkunst die Treppe zur Terrasse vor dem Kubus hinauf, kommt man an ein paar „Gullies“ vorbei. Hier beginnt die Pflanzenkläranlage. Die erste Station des dort ankommenden Abwassers, ist der Fettabscheider. Bei dem fetthaltigen Abwasser eines Gastronomiebetriebs wie dem Café Kaltehofe eine unablässige Station. Hier setzt sich das Fett vom Wasser nach oben ab und festere Stoffe nach unten, der sogenannte Klärschlamm. Es ist kein besonderer Prozess notwendig, genutzt wird das Prinzip der unterschiedlichen Dichte. Stoffe mit geringerer Dichte als Wasser, wie Fett, schwimmen oben. Stoffe mit höherer Dichte sinken ab. Sowohl Fett als auch Klärschlamm werden regelmäßig von einem darauf spezialisierten Unternehmen abgepumpt.
Was passiert mit dem Abwasser?
Die zweite Station sind die sogenannten Bioreaktoren. Hier gibt es die perfekten Bedingungen zum Wachstum nährstoffzersetzender Bakterien. Diese siedeln sich an einer Membran am Abfluss des Bioreaktors und „verzehren“ andere Mikroorganismen, wodurch das Wasser weiter gereinigt wird. Dieses fließt dann über ein unterirdisches Rohr weiter bis in das Becken neben dem Schaufilterbecken. Hier sind nun mehrere Schläuche unterirdisch in Schlaufen, wie bei einer Fußbodenheizung, verlegt. Durch die durchlässigen Schläuche sickert das Wasser durch eine ca. 80 cm tiefe Sandschicht, in der es von den letzten verbliebenen Verunreinigungen befreit wird. Auf dem Boden wachsen Pflanzen die die Erde locker und den Sauerstoffgehalt im Boden stabil halten. Das nun gereinigte Abwasser wird in einem Tank im Becken gelagert bevor es nach und nach in das Schaufilterbecken geleitet wird.
Was kann Abwasser?
Zurzeit wird die Pflanzenkläranlage umgebaut, um sie zu verbessern und ihre Leistung unseren steigenden Besucherzahlen anzupassen. Da das gereinigte Abwasser immer noch viele Nährstoffe enthält, soll es nach dem Umbau nicht mehr in das Schaufilterbecken geleitet werden, um Algenbildung dort zu verhindern. Auch wenn die Wasserkunst selbst nie ein Klärwerk war, kann man im WasserForum mehr über die Reinigung von Abwasser erfahren und vor allem auch, wie viele Rohstoffe sich hieraus (zurück-)gewinnen lassen.
Download der Tafel als PDF (Die Tafel hat eine Drehscheibe mit den drei Stufen der Reinigung)
Zum Weiterlesen
Naturbauhof – Funktionsweise von Pflanzenkläranlagen
Hamburg Wasser – Wie das Klärwerk funktioniert (wenn man ans Sielnetz angeschlossen ist)
Fotonachweis
Lufaufnahme Pflanzenkläranlage – © Felix Gedanke/Christoph Gedanke
Leitung ins Schaufilterbecen – © Klaus-Georg Lange
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